Themenabend: Einvernehmlichkeit

In einer gemütlichen Runde mit 12 Leuten hat unser Themenabend „SSC, RACK, CNC, Metakonsens??? – Die Sache mit der Einvernehmlichkeit im BDSM“ stattgefunden.

Als Einstieg habe ich in die Runde gefragt, was individuell mit dem Begriff „Einvernehmlichkeit“ verbunden wird.  Dies waren Antworten der Anwesenden:

  • Nichts gegen den Willen
  • Selbstverständlichkeit
  • Grenzen abstecken
  • Ziel
  • (fortwährende) Kommunikation
  • Juristische Frage
  • Einigkeit (oder auch nicht)
  • Freiwillig
  • Inhaltliche Klärung
  • Absprachen treffen
  • „Du kannst mit mir machen, was du willst.“
  • Auf einen Nenner bringen

Der Begriff der Einvernehmlichkeit spielt im BDSM eine große Rolle, da diese den fundamentalen Unterschied zu einer Straftat macht. Herrscht kein Einvernehmen in Bezug auf risikobehaftete Praktiken, kann eine Klage und auch eine Verurteilung die Folge sein.

Unser Gespräch drehte sich im Folgenden um drei verschiedene Prinzipien/Modelle der Konsensualität.

  1. SSC: safe, sane, consensual
  2. RACK: risk-aware consensual kink
  3. CNC: consensual non-consent/Metakonsens

Jedes dieser englischen Kürzel wurde übersetzt und inhaltlich diskutiert.

  1. SSC: safe, sane, consensual – sicher, vernünftig, einvernehmlich

Dieses Prinzip bildet die moralische Grundlage für den Umgang zwischen Dom und Sub. Es werden gemeinsam Grenzen festgelegt, die von beiden Seiten eingehalten und respektiert werden. Dazu ist eine Auseinandersetzung aller Beteiligten mit den eigenen Wünschen, Neigungen, Abneigungen und Grenzen sowie mit den Risiken von BDSM-Praktiken notwendig. So weiß jeder, worauf er sich einlässt. Das Ziel dieses Prinzips ist es, ein Spiel sicher zu machen, Risiken auszuschalten und ungewollte Schäden zu vermeiden. Alle Beteiligten müssen zurechnungsfähig und einwilligungsfähig sein.

In unserem Gespräch wurde deutlich, dass der Aspekt der Sicherheit schwierig zu definieren ist, da jeder ein anderes Verständnis von Sicherheit hat bzw. nicht jeder dieselben Praktiken für sicher erachtet.

  1. RACK: risk-aware consensual kink – risikobewusster einvernehmlicher Kink

Dieses Modell bildet eine Alternative zum SSC. Hier wird herausgestellt, dass BDSM-Praktiken grundsätzlich Risiken beinhalten, deren sich alle Beteiligten bewusst sein sollten, ehe sie sich darauf einlassen. Auch hier ist eine Auseinandersetzung mit eigenen Wünschen und Grenzen unabdingbar, um sich gemeinsam auf Praktiken einzulassen. Dabei tragen alle Beteiligten ein hohes Maß an Eigenverantwortung, da sie Risiken und deren Folgen bewusst in Kauf nehmen.

Hier entstand eine kleine Nebendiskussion darüber, dass diese verschiedenen Abkürzungen vor 30 Jahren noch nicht gab. Die „alten Hasen“ betonten, dass sie auch ohne diese zurechtgekommen sind. Weiter sprachen wir über die Informationsflut, der sich Jugendliche heute gegenübersehen. Der allgemeine Konsens war, dass es positiv zu sehen ist, dass junge Leute sich im Internet über BDSM informieren können und auch eigene Anlaufstellen wie die SMJG-Stammtische haben.

  1. CNC: consensual non-consent – einvernehmliche Nichteinvernehmlichkeit/Metakonsens

Dieses Prinzip besagt, dass Sub im Vorfeld einwilligt, in Zukunft keine Rechte mehr zu haben, sondern diese in die Hand von Dom zu legen. Dom entscheidet also über die Grenzen des Spiels. Damit einher geht der Verzicht auf ein Safeword und Tabus. Dieses Modell ist sehr umstritten, da die Gefahr von dauerhaften Schäden, Abstürzen, traumatischen Erlebnissen und realem Missbrauch besteht. Hier kommt die Frage nach Recht und Gesetz ins Spiel: die Einwilligung in eine Körperverletzung muss jederzeit widerrufbar sein. Dies ist bei der strikten Einhaltung eines Metakonsenses nicht gegeben, sodass Dom sich (im Falle einer Anklage) durchaus strafbar macht. Befürworter eines Metakonsenses betonen, dass ein guter Dom im Fall einer realen Gefahr die Situation abbricht und ganz allgemein kein Interesse daran hat, Sub zu schaden. Dies ist insbesondere in gefestigten Beziehungen der Fall auf Vertrauensgrundlage der Fall.

 

Alles in allem haben wir festgestellt, dass es eine individuelle Sache ist, was unter sicheren Praktiken zu verstehen ist. Dass im BDSM ein Einvernehmen zwischen den Beteiligten herrschen soll, stand für uns alle außer Frage.

 

Bei Interesse liefere ich auch gern meine Quellen, mit denen ich mich vorbereitet habe, nach.

Themenabend: Schlagwerkzeuge

Am 9. Januar fand der erste Themenabend des neuen Jahres statt. Es ging um Schlagwerkzeuge und viele Stammtischbesucher hatten so einiges an Anschauungsmaterial mitgebracht. Doch zuerst ging es um einen theoretischen Input zum Thema „Spanking“. Dazu kommt hier eine kurze Zusammenfassung:

Der Begriff „Spanking“ im BDSM

Dieser Begriff stammt von dem englischen Verb to spank (hauen, verhauen) und bezeichnet das Schlagen auf das entbößte oder bekleidete Gesaäß oder benachbarte Körperteile. Ein Spanking wird mit der flachen Hand oder diversen Gegenständen durchgeführt. Ursprünglich wurde dieser Begriff für eine körperliche Strafe in der Kindererziehung verwendet. Im BDSM wird vorausgesetzt, dass Spanking unter der Beachtung des Grundsatzes SSC (safe, sane, consensual) sowie mit Verwendung eines Safewords stattfindet.

Schlagzonen des Körpers

Gut geeignet für ein Spanking sind diejenigen Körperstellen, die durch eine kräftige Muskelschicht geschützt sind. Dies sind vor allem Pobacken, vordere Oberschenkel, der muskulöse Teil der Schulterpartie. Mit Einschränkungen eignen sich der mittlere Teil der Oberschenkel, der hintere oberer Unterschenkel, Fußsohlen und Oberarme.

Tabuzonen sollten sein

  • Kopf (insbesondere Augen, Ohren und Nase),
  • große Gefäße im Halsbereich und in der Leistengegend,
  • Lymph-Stränge im Achsel- und Leistenbereich,
  • Sehnen und Nerven,
  • Gelenke,
  • Nierengegend,
  • Hoden,
  • weibliche Brust.

Wichtig ist es, im Vorfeld zu einem Spanking abzuklären, ob irgendwelche gesundheitlichen Einschränkungen vorliegen, die zu beachten sind.

Beispiele für Schlagwerkzeuge

Die Tawse (dt. Riemen) stammt aus Schottland, wo sie urprünglich zur Bestrafung an Schulen verwendet wurde. Schläge mit der Tawse erfolgten auf die Hände, bei Jungen auch auf das Gesäß. Sie besteht aus einem dicken, harten Stück Leder, das im vorderen Bereich in zwei (oder mehr) Zungen gespalten isr. Sie ist auch durch Kleidung hindurch spürbar.

Als Rohrstock eignen sich vor allem spanisches Rohr, Rattan und Thairohr; denn diese Materialien sind elastisch und biegsam. Ungeeignet ist dagegen Bambus, weil dieser scharf splittert. Auch der Rohrstock hat seine Ursprünge als Züchtigungsgerät an Schulen. Er hinterlässt charakteristische Doppelstriemen und ist regelmäßig zu wässern und zu fetten.

Eine Peitsche besteht aus Lederriemen oder Strick an einem Stiel. Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit wurden Peitschen als Folter- und Bestrafungsgeräte verwendet. Es gibt verschiedene Arten von Peitschen, z. B. Geißeln, neunschwänzige Katzen, Klopf- oder Riemenpeitschen. Im BDSM sind Flogger aus weichen Materialien wie Wildleder verbreitet. Diese eigenen sich besonders zum Aufwärmen.

Paddle stammen aus den USA; dort waren/sind sie ein schulisches Bestrafungsinstrument. Ein Paddle ist ein Holzbrett aus möglichst hartem Holz mit einem Griffende. Manchmal werden Löcher hineingebohrt; durch die Verringerung des Luftwiderstandes entsteht ein größerer Schmerz.

Quellen

Matthias T.J. Grimme: Das SM-Handbuch.

Spanking

Tawse

Rohrstock

Peitsche

Paddle

 

Im Anschluss daran wurden exemplarisch die mitgebrachten Schlagwerkzeuge vorgestellt, gepriesen, zur Begutachtung herumgereicht…